Die aktuelle Situation der Eier-Branche in NRW
Die Landwirtschaft, die bereits seit Jahren vor großen Herausforderungen steht, erlebt derzeit eine bislang ungekannte Kostenexplosion in der Erzeugung. Dies auch in Folge des Krieges in der Ukraine, der beispielsweise zu einer weiteren Verknappung von Rohstoffen für wesentliche Futtermittelkomponenten führt.
Diese Entwicklungen gehen auch an der Eier-Branche und den Mitgliedern des mein-ei.nrw e. V. nicht spurlos vorüber. Zu den massiv gestiegenen Kosten für Energie, Futter und Verpackungen, die nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden, kommen massive Auswirkungen durch die Corona-Pandemie. Viele Mitgliedsbetriebe mussten bereits in den vergangenen Wochen auf zahlreiche Mitarbeiter:innen verzichten, die erkrankt waren und/oder unter Quarantäne standen. Ausgerechnet in der Vor-Osterzeit kann das Management der Legehennenställe und der Betrieb der Packstellen oft nur unter enormen persönlichen Kraftanstrengungen erfolgen.
Umstellung auf OKT-Eier
Von all dem haben die Verbraucher:innen nicht viel mitbekommen, von den moderat gestiegenen Eier-Preisen im Handel vermutlich schon. Denn auch die Umsetzung des Gesetzes zur Beendigung der Tötung männlicher Eintagsküken, das im Januar 2022 in Kraft getreten ist, war mit Investitionen verbunden, die sich in den Handelspreisen wiederfinden. Die mein-ei.nrw-Mitglieder berichten allerdings, dass die Kunden-Akzeptanz für das sogenannte „OKT“-Ei (Ohne Kükentöten) im Handel wie auch in der Direktvermarktung durch die Erzeuger sehr hoch ist. mein-ei.nrw-Mitgliedsbetriebe haben dies mit Informationsangeboten in Verpackungen oder am Verkaufsregal unterstützt. Und sie haben in persönlichen Gesprächen sehr transparent über das Thema und die erforderlichen Umstellungen informiert. Der vorherrschende Verbraucherwunsch nach mehr Tierwohl und sicherer Herkunft bei ihren Lebensmitteln hat die Entwicklung insgesamt begünstigt.
Tierschutz vs. Ressourcenschutz
Vor der Umstellungsphase haben sich die Betriebe bei den Neueinstallungen von Legehennen für die Herkunftsformen Bruderhahnaufzucht oder Geschlechtsbestimmung im Brutei entschieden. Die Befürworter der Bruderhahnaufzucht führen ethische Gründe an. Die Betriebe, die sich für die Geschlechtsbestimmung entschieden haben, argumentieren insbesondere mit Nachhaltigkeitsaspekten, angesichts von allein 30 bis 40 Millionen Junghennen, die in Deutschland jährlich neu in die Ställe kommen.
Gerade in der aktuellen Situation erhält das Argument Ressourcenschonung in diesem Kontext eine vollkommen neue Dimension. Die Bruderhahnaufzucht setzt die Verfügbarkeit aller erforderlichen Ressourcen voraus und das Futter ist hierbei ein zentraler Faktor. Zudem wird hinterfragt, ob die Nutzung des Bruderhahnfleisches für den menschlichen Verzehr auch sichergestellt ist.
Immerhin haben sich mein-ei.nrw-Mitglieder schon dieses Themas angenommen: Sie entwickeln haltbare Convenience-Produkte rund um das Bruderhahnfleisch oder initiieren Kooperationen für den alternativen Einsatz von Bruderhahnfleisch in Frischfleisch-Produkten.
Marktverschiebungen drohen
Von einzelnen Mitgliedern des mein-ei.nrw gibt es bereits jetzt Warnungen, dass es in Folge der Kostenexplosion bei Futter und Energie zu einer Eier-Verknappung kommen könnte, da sich für manche Eier-Produzenten Neueinstallungen nicht rentieren. Dabei liegt der Selbstversorgungsgrad bei Hühnereiern in NRW heute schon unter 33 % (in 2021, Deutschland: 73 %).
Zugleich erwarten die Legehennenhalter angesichts der auch inflationsbedingten Preissteigerungen im gesamten Lebensmittelbereich Probleme für die Vermarktung höherpreisiger Eier, insbesondere im Bio-Bereich. Daraus könnte sich ein Trend wieder hin zur kostengünstigeren Bodenhaltung ableiten, die in NRW mit einem Anteil von 74,1 % bereits die dominante Haltungsform ist.
mein-ei.nrw denkt nachhaltig
Im Dezember 2021 hat der mein-ei.nrw e. V. eine Machbarkeitsstudie zur Definition der Nachhaltigkeit für das Ei aus nordrhein-westfälischer Legehennenhaltung in Auftrag gegeben, die in Kürze vorgestellt werden wird. Sie erhält durch die Entwicklungen und Herausforderungen der jüngeren Zeit zusätzliche Bedeutung für die Eier-Branche in NRW.
Die Mitglieder des Vereins sind überzeugt, dass die derzeitige Situation – mit noch nicht absehbaren Folgen für viele Betriebe – die Notwendigkeit einer starken heimischen Landwirtschaft klar vor Augen führt. Denn nur diese stellt Nah- und Selbstversorgung sicher und das idealerweise durch nachhaltige und zukunftsfähige Betriebsweisen.
Erst damit ist das Oster-Ei aus heimischer Legehennenhaltung auch in Zukunft sicher.
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Foto: © NickyPe – pixabay.com
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