Von einer noch nie dagewesenen Situation am Eier-Markt berichten derzeit die Mitglieder des mein-ei.nrw e. V. und reihen sich in die vielen diesbezüglichen Pressemeldungen ein. Seit Jahresbeginn steht die Branche unter einem enormen Druck, das Lebensmittel Hühnerei ist aktuell knapp und, zumindest im Großhandelssektor, teuer.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Zum einen ist in Deutschland seit 2022 die Tötung männlicher Eintagsküken verboten. Die resultierenden Umstellungen in Brütereien und Aufzuchtbetrieben und die genehmigten Verfahren z. B. für die Geschlechtsbestimmung im Brutei sind aufwendig und schlagen sich auch im Eierpreis nieder. Durch die nicht erfüllten deutschen Anforderungen ist auch günstigen Eiern aus dem EU-Ausland der Weg in unseren Lebensmittelhandel versperrt.
Hinzu kommen die wiederkehrenden Ausbrüche der Geflügelpest, die insbesondere im Ausland fatale Folgen hatte. In Europa waren England und Polen – als wichtiges Importland für Eier – stark betroffen. In den USA, wo Meldungen zufolge 30 bis 40 Millionen Tiere in Folge der Geflügelpestausbrüche getötet werden mussten, verdreifachte sich der Preis gegenüber dem Vorjahr. So mussten im Februar für ein Dutzend Eier über 7 Dollar und mehr bezahlt werden.
In Nordrhein-Westfalen kommt erschwerend hinzu, dass der Selbstversorgungsgrad bei Hühnereiern hier per sé nur gut 30 Prozent beträgt. Daher sind die Packstellen sehr auf andere Lieferquellen angewiesen, z. B. auf die niederländischen Erzeuger. Da sich im Nachbarland jedoch viele Landwirte für die angebotenen staatlichen Ausstiegsprogramme anmeldeten, tragen die dort reduzierten Legehennenbestände auch zu unserer Eier-Knappheit bei.
Und nicht zuletzt ist der Eier-Verbrauch in Deutschland merklich gestiegen. Waren es in 2023 noch 239 Eier*, die jede/r Deutsche verzehrte, erhöhte sich der Pro-Kopf-Verbrauch im letzten Jahr auf 249 Eier*. Der Mehrverbrauch beruht womöglich darauf, dass das Hühnerei von vielen Menschen als die kostengünstigste Möglichkeit für die Versorgung mit hochwertigem tierischen Eiweiß angesehen wird.
Derzeit sind die Mitgliedsbetriebe des mein-ei.nrw e. V. jedenfalls stark gefordert, die ungewöhnlich hohe und sehr früh vor Ostern einsetzende Nachfrage nach Hühnereiern bedienen zu können – dies auch über die saisonbedingt mittlerweile wieder gestiegene Erzeugung.
Kurzzeitige extreme Preissprünge müssen deutsche Verbraucher:innen im Vergleich z. B. zum amerikanischen Markt nicht befürchten, da das Eier-Geschäft mit dem deutschen Einzelhandel in der Regel auf langfristigen Verträgen basiert. Eine andere Situation ist das jedoch im Großhandel. mein-ei.nrw-Mitglieder berichten hier von sehr emotionalen Anfragen einiger Kunden auf der Suche nach freien Eier-Kontingenten. Und es gebe Bäckereien, die ihren Eier-Bedarf beim Discounter statt beim Grossisten decken.
Derzeit ist unser Osterei vielen Aussagen zufolge aber sicher. Angesichts der erwartbar weiter steigenden Nachfrage im Ostergeschäft schauen viele Legehennenbetriebe allerdings noch mit etwas Sorge auf die Entwicklung der Geflügelpest-Saison. Zum Glück wurde beim Wirtschaftsgeflügel in NRW bislang nur ein größerer Ausbruch zuletzt im Herbst 2024 gemeldet.
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Foto: © Yavuz Arslan | mein-ei.nrw
* In einer früheren Version dieses Beitrages wurde noch ein Pro-Kopf-Verbrauch von a) 236 Eiern für das Jahr 2023 und b) von 244 Eiern für 2024 genannt. Diese Zahlen basierten a) auf einer früheren Pressemeldung des BLE (https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/240301_Eier.html) und b) auf dem Marktbericht des Deutschen Bauernverbandes (siehe https://www.bauernverband.de/presse-medien/pressemitteilungen/pressemitteilung/marktbericht-2024, 02.01.2025). Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat am 20.03.2025 die neuesten Zahlen veröffentlicht (https://www.ble.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/250320_Versorgungsbilanz-Eier-2024.html). Wir haben die Angaben daher entsprechend korrigiert.
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